Wartung Oszilloskop Tektronix TDS754C

Endlich war mal wieder ein freier Tag am Wochenende. Diesmal wollte ich den nutzen, um eine seit Jahren anstehende Wartung an meinem Digital-Oszilloskop Tektronix TDS754C durchzuführen. Der Plan war, die beiden ICs von „Dallas Semiconductor“ mit integrierter Lithium-Batterie auszutauschen. Und zwar bevor sie ausfallen und alle Daten verlieren. Nach 24 Jahren war es höchste Zeit dafür.

Foto, TDS754C Vorderansicht
TDS754C Vorderansicht

Vorbereitung

Die Vorbereitung zu dieser Wartung hat schon vor Jahren begonnen und sich lange hingezogen, wie das eben bei Hobbys so ist. Zwei Dinge musste ich im Vorfeld erledigen:

  • Erweiterung meines Eigenbau-Programmers auf 4MBit und um die Fähigkeit, FRAM und NVRAM Chip-Typen zu lesen und zu schreiben.
  • Bau eines Ersatzes für DS1250Y bzw. DS1650Y Chips.

Die Erweiterung meines Programmers hatte ich schon 2018 fertig. Den zweiten Punkt konnte ich dieses Frühjahr abhaken und habe das hier genau beschrieben.

Im Gerät sind zwei dieser tickenden Zeitbomben verbaut, Dallas Chips mit integrierter Lithium-Batterie. Die Problematik mit diesen Bauteilen habe ich ebenfalls in diesem Artikel genauer beschrieben. Konkret handelt es sich um eine DS1486 RTC+1MBit NVRAM und einen DS1650Y 4MBit NVRAM, die beide auf dem CPU-Board fest eingelötet sind.

Foto, TDS754C CPU board
CPU Board
Foto, TDS754C CPU-board Nahaufnahme
CPU Board Nahaufnahme Dallas Chips

Im Fall des Oszilloskops hier würde ein Ausfall der beiden ICs bedeuten, dass Kalibrierungsdaten und Informationen über freigeschaltete Zusatzfunktionen verloren gehen. Immerhin haben die eingebauten Batterien von 1997 bis 2021 gehalten. Bei zehn Jahren garantierter Lebensdauer ist das fast die zweieinhalbfache Zeit.

Datensicherung

Als erstes ist es eine gute Idee, eine Datensicherung vom Inhalt des NVRAMs zu machen. Das Gerät hat ein eingebautes 1,44MB HD Floppy-Laufwerk. Glücklicherweise hat jemand ein paar Scripte geschrieben und hier veröffentlicht, die es erlauben, den NVRAM auf eine Diskette zu sichern.

Bei mir hat das ganze tadellos beim ersten Versuch funktioniert. Dabei habe ich das Tool „tdsNvramFloppyDumper“ benutzt. Die Daten habe ich dann später mit dem Programmer in die Austausch-Chips geschrieben.

Auslöten

Nun ging es ans Auslöten der alten Teile. Das Oszilloskop ist sehr servicefreundlich aufgebaut. Um das CPU-Board zu entfernen, ist meiner Meinung nach keine Anleitung notwendig. Das Entlöten selbst mache ich immer mit dieser etwas größeren manuellen Entlötpumpe und einem ganz normalen Elektronik-Lötkolben.

Foto, Vorbereitung zum Entlöten
Umgebung mit Tape abgeklebt

Wichtig ist dabei, dass man benachbarte dünne Leiterzüge mit Kapton-Tape schützt. Der Rückstoß der Pumpe schleudert die Lötspitze ein kleines Stück weg beim Auslösen. Dadurch werden gelegentlich dünne Leiterzüge neben den Lötpads zerstört. Das Tape verhindert das zuverlässig nach meiner Erfahrung. Das Auslöten hat prima funktioniert, ich hatte auch nur einen Versuch.

Foto, Nahaufnahme Schutz-Tape
Nahaufnahme Kapton-Tape als Schutz
Foto, alte Chips entfernt
Beide Dallas ICs ausgelötet
Foto, freie Lötpads
Freie Lötpads Nahaufnahme

Austauschteile

DS1486

Die RTC ist ja der schwierigere Part. Ich hatte Glück und konnte sowohl eine fertige Bauanleitung im Netz finden als auch einen Restposten-Verkäufer aus China, der den obsoleten für den Ersatz notwendigen DS1384G vertreibt. Trotzdem Vorsicht beim Kauf, auch von diesem IC werden allerlei Fakes gehandelt.

Der Nachbau des kleinen Moduls war einfach. Beim Test habe ich gelernt, dass beide Batterien angeschlossen sein müssen, damit die RTC arbeitet. Zunächst hatte ich das nur mit der primären Batterie getestet.

Foto, DS1486 Ersatzmodul
DS1486 Ersatzmodul mit Batterien
Foto, DS1486 Modul, DS1384G versteckt unter Batterie
DS1384G versteckt unter einer der Batterien
Foto, DS1486 Ersatz-Modul von unten
DS1486 Ersatzmodul von unten

Erwähnenswert ist noch die Auswahl der Batterien. Es gibt sechs verschiedene verbreitete Lithium-Batterie Technologien und noch einige weitere exotische. Alle haben verschiedene Spannungen, Vor- und Nachteile. In diesem Fall hier ist es wichtig, dass die Selbstentladung niedrig und die Kapazität hoch ist. Dadurch ist eine lange Lebensdauer garantiert. Der hier eingesetzte Typ „BR1632A/HAN“ von Panasonic ist eine Lithium-Kohlenstoffmonofluorid-Batterie, welche diese Anforderungen erfüllt.

DS1650Y

Den Ersatz auf Basis eines FRAM für den 4MBit NVRAM DS1650Y habe ich selbst entwickelt Anfang dieses Jahres. Im Artikel ist das ausführlich beschrieben. Im TDS754C ist zwar ein DS1650Y verbaut, das Schreibschutz-Feature des Bauteils wird aber nicht genutzt. Der Ersatz mit dem FRAM-Modul ist deshalb möglich.

Foto, DS1650Y FRAM Ersatz
DS1650Y FRAM Ersatzmodul

Einbau

Die neuen Bauteile werden praktischerweise gesockelt. Damit kann man z.B. zum Austausch der Batterien die Module leicht entfernen. Außerdem war ungewiss, ob der Austausch funktioniert. Bei Problemen hätte ich einfach die beiden ausgelöteten Teile wieder in den Sockel einsetzen können.

Als Sockel verwende ich welche mit einem niedrigen Profil. Die Kontakte sind teilweise in der Platine versenkt. Dadurch ist das Ersatzteil mit Sockel nur unwesentlich höher als das Original.

Foto, links Standard-Sockel, rechts low Profile Version
Links Standard-Sockel, rechts Low-Profile Version

Die beiden Sockel waren schnell eingelötet. Ärgerlich war, dass die Stiftleisten der beiden Ersatzmodule ein Minimum zu dick geraten sind. Dadurch passen sie nicht komplett in den Sockel und lassen sich relativ schwierig stecken und entfernen. Da hätte ich vorher besser auch die Datenblätter der mechanischen Bauteile lesen sollen.

Foto, Sockel fertig eingelötet
Sockel fertig eingelötet
Foto, Ersatzmodule bestückt
Ersatzmodule bestückt

Inbetriebnahme

Zunächst meldete das Gerät einen NVRAM CRC-Fehler nach dem Einschalten. Evtl. wurde der Speicher während des Backups geschrieben was zu einer ungültigen Prüfsumme führt. Der Versuch, das Backup mit den oben verlinkten „tdsNvramFloppyTools“ wiederherzustellen war aber dann von Erfolg gekrönt. Das Gerät startet nun wieder wie gewohnt und zumindest die beiden ersetzten Teile werden viele Jahre ihren Dienst tun.

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2 Antworten auf „Wartung Oszilloskop Tektronix TDS754C“

  1. Stuttgart, den 2.04.2023

    Hallo Uwe,
    Vorerst möchte ich dir meine Anerkennung für deine Arbeit aussprechen.
    ich bin durch Zufall auf dies interessante Seite gestoßen!

    Leider habe ich verstellen müssen, dass auch ich solche Zeitbomben habe (Tektronix TDS 754D Softwarestand
    Obwohl die Elektronik mein Fach war, habe ich mit EDV Anwendungen keine Erfahrung.
    Deshalb meine Bitte an dich .
    Welche Datei muss ich auf die Diskette kopieren um die Daten vom TDS 754D zu sichern? (tdsNvramFloppyDumper)
    Brauche ich eine oder zwei Disketten für die Datensicherung?

    Wie komme ich an die Platinen (Module) für die Ersatzspeicher?

    Ich würde mich sehr freuen wenn ich eine Antwort bekommen würde.

    M.f.G. Karl Lackner Stuttgart

    1. Hallo Karl,

      ja, das ist immer etwas Arbeit, solche Geräte am Laufen zu halten. Ich habe noch ein Tektronix 2465B Baujahr Anfang 90er was ich auch schon ein paar mal reparieren musste. Noch läuft es tadellos.

      Das NVRAM-Tool funktioniert ganz einfach:

      1. Aktuelle Version runterladen (ein zip-File) :
      https://www.eevblog.com/forum/testgear/tektronix-tds500600700-nvram-floppy-dump-tool/?action=dlattach;attach=914674

      2. Eine 720k oder 1,44MB Diskette mit „FAT“ Dateisystem formatieren.

      3. Die zwei Dateien aus dem Ordner „tdsNvramFloppyDumper“ auf die Diskette kopieren.

      4. Diskette einlegen und Oszilloskop einschalten. Das Sichern beginnt automatisch. Auf der Diskette ist hinterher eine neue Datei „dump.bin“

      Wiederherstellung:
      1. und 2. wie oben

      3. Die zwei Dateien aus dem Ordner „tdsNvramFloppyWriter“ auf die Diskette kopieren.

      4. Die Datei „dump.bin“ von Schritt 4 oben umbenennen nach „WRITEDMP.BIN“ und auf die Diskette kopieren.

      5. Diskette einlegen Oszilloskop einschalten. Das Wiederherstellen beginnt automatisch.

      Was den Ersatz der beiden Dallas-Chips angeht gibt es die gute Nachricht, dass der DS1250Y wieder produziert wird. Der Preis ist derzeit um die 100 Euro:
      https://www.digikey.de/de/products/detail/analog-devices-inc-maxim-integrated/DS1250Y-70IND/1196853

      Der DS1486 ist obsolet, als Restposten aber auch noch zu haben:
      https://www.ebay.de/itm/152697571926

      Die große Herausforderung ist, die beiden alten NVRAMs auszulöten ohne das Board zu zerstören und einen IC-Sockel einzusetzen.

      Ich drücke die Daumen, dass alles klappt.

      Viele Grüße,
      Uwe

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