Kabelbaum binden

In älteren Geräten, zum Beispiel Messtechnik, findet man häufig von Hand gebundene Kabelbäume. Darunter ist eine Anzahl Drähten zu verstehen, die mit sogenanntem Bindegarn zu einem stabilen Gebilde zusammengeknotet werden. Diese Variante der Verdrahtung muss manuell ausgeführt werden, ist damit sehr aufwändig und wird deshalb heute im Wesentlichen nur noch in der Luft- und Raumfahrt verwendet. Es gibt verschiedene andere Möglichkeiten Kabelbäume herzustellen wie mit Kabelbindern oder Schläuchen etc. In diesem Artikel geht es aber nur um die ursprüngliche Methode mit Bindegarn. Ich kann mir vorstellen, dass die ersten Kabelbäume für Telefonvermittlungen gefertigt wurden. In jedem Fall waren die Erbauer der analogen Vermittlungstechnik wahre Meister im zusammenknüppern von Drähten.

Grundsätzlich haben Kabelbäume mehrere Vorteile.

  • Die Kabel sind zusammengebunden stabiler.
  • Es wird weniger Platz für die Verkabelung benötigt.
  • Fehler beim Aufbau oder bei der Wartung werden vermieden.
  • Insgesamt ergibt sich eine sehr gute Ausfallsicherheit.

Kürzlich habe ich ein altes Oszilloskop restauriert und musste die fehlenden Kabelbäume wieder ergänzen. Das war der Grund, warum ich mich mit diesem Thema ausführlicher auseinandergesetzt habe. Hier im Bild sieht man das erste Ergebnis und ich bin insgesamt zufrieden damit.

Erste Voraussetzung, selbst einen Kabelbaum zu binden ist das richtige Bindegarn. Früher war das ein gewachstes dünnes Naturgarn, vermutlich Jute, Sisal oder Flachs. Bei sehr alter Telefon-Vermittlungstechnik aus den späten 20er oder 30er Jahren, die ich als Kind ausgeschlachtet habe, findet man solches Garn noch. Heutzutage ist das Material so was ähnliches wie Zahnseide mit sehr viel Wachs. Es gibt nur noch wenige Lieferanten, die Endverbraucher damit beliefern. Unter dem Namen „Abbindegarn“ führt SEGOR-electronics GmbH aus Berlin das in seinem Sortiment. Als „Abbindeschur“ habe ich meinen Vorrat bei Bürklin Elektronik erstanden. Ich empfehle auch dringend, ein explizit für Kabelbäume gefertigtes Bindegarn zu verwenden. Andere Materialien lassen sich bei weiten nicht so gut verarbeiten und sind möglicherweise nicht langzeitstabil.

Auf eine alternative Variante bin ich gestoßen, die mir trotzdem gefällt: Haltbares Garn, vermutlich Sternzwirn wird in heißen Bienenwachs getaucht.

Nun fehlt noch die Kunst des Knotens. Für einen einfachen Start empfehle ich den Vorgaben der FAA, der „United States Federal Aviation Administration“ zu folgen. Diese hat in ihrem „Advisory Circular“ 43.13-1B, Chapter 11 „Aircraft Electrical Systems“ Anweisungen veröffentlicht, die nur zwei Varianten des Bindens enthalten und so einfach und übersichtlich sind.


Quelle: FAA AC 43.13-1B, Chapter 11

Noch ein Tipp: Man kann den Kabelbaum zumindest in zwei Dimensionen auf einem Brett mit kleinen Nägeln aufbauen. Dazu wird an jedem Knick und an jedem Abzweig ein kleiner Nagel eingeschlagen. Die Drähte können dann da entlang gebogen werden, danach wird gebunden. Falls die Form des Baums in die dritte Dimensionen geht, wird es schwieriger und ich würde es direkt im Gerät verdrahten und binden.

Bei mikrocontroller.net findet sich ein Thread, der sich ebenfalls mit der Thematik beschäftigt. Aus diesem Thread stammen die folgenden vielfältigen Varianten für das Knoten Binden. Letztendlich muss man sich für eine Variante entscheiden. Ich habe mich so entschieden:

  • Anfangsknoten: Form A mit Sicherheitsknoten
  • Zwischenknoten: Form B für glatte Oberflächen
  • Schlussknoten: Durchschlungener Schlussknoten

Grundknoten, Quelle: www.mikrocontroller.net
/attachment/49981/Blatt412_Grundknoten.png

Verlängerungsknoten, Quelle: www.mikrocontroller.net
/attachment/49982/Blatt413_Verlaengerungsknoten.png

Anfangsknoten, Quelle: www.mikrocontroller.net
/attachment/49983/Blatt414_Anfangsknoten.png

Zwischenknoten, Quelle: www.mikrocontroller.net
/attachment/49984/Blatt415_Zwischenknoten.png

Schlussknoten, Quelle: www.mikrocontroller.net
/attachment/49985/Blatt416_Schlussknoten.png

Knotenbund, Quelle: www.mikrocontroller.net
/attachment/49986/Blatt418_Knotenbund.png

Der vollständige Thread ist hier: https://www.mikrocontroller.net/topic/64283

 

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3 Antworten auf „Kabelbaum binden“

  1. Hallo Uwe,

    eine weitere Bezugsquelle für Endverbraucher findest Du neben Bürkle in der Fa. Segor Elektronik in Berlin:

    http://www.segor.de

    Ggf. einfach Abbindeschnur in das Suchfeld eingeben und bestätigen.

    Viele Grüße
    Harry

    1. Hallo Harry,
      vielen Dank für den Tipp. Ich habe den link zu Segor in den Artikel aufgenommen. Bin alter Stammkunde dort, da ich in der Nähe wohne. Anscheinend hatte ich das im Katalog damals nicht gefunden unter dem Namen.

      Viele Grüße,
      Uwe

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